Open Change und Eclipse Embedded präsentieren am 12. und 13. Juli 2011 in Stuttgart:

Software Kompetenz für die Zukunft
Die neuen Rollen des Menschen und der Technologie

Mittwoch, 13. Juli 2011

Open Forum 2011 - ready, set, change!

Im Open Change-Forum findet sich eine erste Zusammenfassung von Eindrücken und Gedanken zur diesjährigen Konferenz in Stuttgart:
http://openchange.wordpress.com/2011/07/13/ready-set-change/

Sichere Innovation, innovativ sicher?

Innovation bedeutet, dass Innovatoren ständig neue Dinge vorantreiben und dabei sogar vielleicht eigene vorher eingeführte Ideen bekämpfen müssen. Geht dadurch Sicherheit verloren? In gewisser Weise ja, denn es gibt keinen ständig gleichen Zustand mehr. Aber Sicherheit kann sich auf viel mehr beziehen: Funktionen von Geräten, Schutz vor Gefahren, das Funktionieren von Organisationen und es braucht auch ein gewisses Maß an Selbst-Sicherheit um Innovationen anzugehen.

Vor diesem Hintergrund diskutierten Harald Heinecke (BMW Car IT) „Kontinuierliche Innovation“ und Dr. Klaus-Rüdiger Hase (Deutsche Bahn, Systemverbund Bahn - Beschaffung) „openETCS – An ‚open proofs‘ approach for the European Train Control System“. Bei letzterem Vortrag ging es dabei um die Einführung des European Train Control System (ETCS) – einem sicherheitskritischen System:

  • Typische Qualität von Software 1-12 Bugs pro 1000 Lines of Code
  • Höchste Softwarequalität bisher 1 Bug pro 10.000 Lines of Code – US Space Shuttle, 3 Millionen Zeilen für 3 Millarden
  • Typische ETCS-Software-Komponenten haben 100 bis 500.000 Lines of Codes
  • Daumenregel bei der Entwicklung von Software 10% mehr Funktionen 100% mehr Fehler
  • „Open proof“ = Quellcode, Beweise und Werkzeuge (Open-Source)
  • Umstellung von Closed Source nach Open Source: Wechsel der Lizenz und Veröffentlichung einer offenen API, schließlich Schaffung einer unabhängigen Organisation.

Den Hintergrund hierfür bildete der erste Vortrag:

  • Führungskräfte sind Teil des Systems, das sie selbst gestalten.
  • Dynaxity aus Dynamik und Komplexität (Heijo Rieckmann)
  • Veränderung berührt Werte und Normen, Fähigkeiten, Management Systeme und physikalische Systeme in einem Aufgabenkreis Experimentieren, Idee/Import von Wissen, Problemlösung, Implementierung
  • Das Wort „Aber“ ist der Innovationskiller Nummer 1.
  • Es gibt keine Innovation die nicht durch Software implementiert werden kann.
  • Ständiges Monitoring ermöglicht das Erkennen von Erfolgsfaktorenveränderung.
  • Kontinuierliche Innovation braucht man eine ständige Weiterentwicklung und Monitoring.
Sicher war am Ende des Session: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben etwas gelernt und intensiv diskutiert, wie man Innovation proaktiv angehen und steuern kann. Klar wurde auch: Am Ende zählt der Mensch.

Testing the Tester

"Coder wollen coden bis zum Schluss, aber niemand will debuggen&testen." - so hat einer der Referenten am Vormittag den Nagel auf den Kopf getroffen.
In diesem Licht erschien der Nachmittagstrack gewissermaßen als "deus ex machina" - was ihm aber keinesfalls zum Nachteil gereichte, sondern vielmehr für anregende Diskussionen sorgte.

Zum Abschluss der Konferenz haben die Vortragenden über das Wechselspiel zwischen Testen und Innovation in ihrer Organisation berichtet und gezeigt, wie fruchtbar es sein kann, den ganzen Entwicklungszyklus als Inspirationsquelle zu nutzen - einerseits um das Testen selbst angenehmer und effektiver zu gestalten, andererseits um Weiterentwicklungen in anderen Bereichen anzustossen.

Den Auftakt machte Stefan Schmierer von BMW und schilderte wie die von ihnen entwickelte ARUnit es ermöglicht, in C implementierte AUTOSAR (AUTomotive Open System ARchitecture) mithilfe von Java-basierten Frameworks zu testen.

Danach zeigte uns Predrag Skokovic (Execom d.o.o.) ein ad hoc entwickeltes Open-Source Plug-In mit dem sich das Testen in Eclipse integrieren lässt. Einmal wieder zeigt sich bei diesem Projekt der Vorzug offenen Quellcodes - so kann man beispielweise je nach zu testender Applikation sich mit dem Auftraggeber austauschen und das Tool zusammen passgenau fine-tunen.

Das Finale bildete der Vortrag von Christine Mitterbauer von MicroDoc. An einem Fallbeispiel aus ihrer Firma zeigte sie, wie Test Driven Development genutzt werden kann, um positive Externalitäten zu erzeugen. Sauber programmierte virtuelle Prototypen können nämlich vielfältig eingesetzt werden, um die Effektivität ganz verschidener Bereiche zu erhöhen. Man kann mit solchen Prototypen vorab schon die Enduser schulen, man kann die Prototypen als Marketing-Tool verwenden, man kann Simulationen für die Supportabteilung durchführen...es ist ein weites Feld und man wird in Zukunft sicherlich noch mehr zu dem Thema hören.

Beschleunigen und Bremsen rund ums Auto

Die Nachmittagssession am Mittwochnachmittag stand unter der Überschrift Nicht-Technische Bremsen und Beschleuniger. Konkret vorstellbar sicherlich am Automobil, welches auch bei Simon Schmitz (tarent AG) und seinem Thema „Identität Auto – wie Software die Autoindustrie verändert“ im Mittelpunkt stand. Obwohl nicht wirklich das Auto als Ganzes sondern die Software darin. Diese eingebetteten Systeme waren auch der Gegenstand des Vortrags „Praktische Maßnahmen bei möglichem Eingriff in Patente/Urheberrechte durch Embeded Software“ von Alexander Bach (Patent- und Rechtsanwalt, Diplom-Informatiker). Der Jurist arbeitete den Unterschied zwischen Unterschied zwischen Patent- und Urheberrecht heraus: Software wird durch Urheberrecht erfasst. Im deutschen Patentrecht ist Software als solche nicht patentierbar, aber Embedded Software ist nicht gewöhnlich. Urheberrecht für die Gestalt, nicht die Idee und Grundsätze. Patentrecht schützt die Idee. Dieses im Hinterkopf wurde es spannend zu sehen, dass die eingebetteten Softwaresysteme in der Automobilbranche noch stärker durch die Kunden und ihre Ablehnung gebremst werden als durch Technik und Recht. Dennoch bleiben rechtliche (Urheber-, Patent-, Zuwanderungsrecht) und politische (Förderung des Interesses von Jugendlichen an Technik) Rahmenbedingungen der entscheidende Faktor für die Zukunft der deutschen und europäischen Automobilbranche.

(Der dritte Vortrag in der Session zum Flow State ist hier.)

Der Flow State

Roland Lehle spricht zum Flow State - als Paradigma, als Lebensgefühl. Mit einer ungewöhnlichen Präsentation.

Selbstorganisation kommt von selbst organisieren

Der Mittwochvormittag stand ganz im Zeichen des Stichworts Selbstorganisation. Vier intensive Referate versuchten sich dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern.

Den Aufschlag übernahm Dr. Andreas Winklhofer (Mai Consulting) mit „IT Changes: Wie man Veränderungen durch und in der IT gestalten kann“. Dann übernahmen Lilian Matischok (cross  ing) und  Michael Thiel (cinco.systems) mit ihrem Vortrag “Steuern Sie schon oder rudern Sie nur? Wie selbstbestimmte Teams zu fremden Küsten vordringen“. Hiernach sprach Elke Koll über „Selbstbestimmte Teams und IT – Effizienz durch Diversity Management?!“, bevor Tim Weilkiens (oose) mit „Agilität im starren Umfeld – hart aber agil“ den Abschluss übernahm.

Was waren die Lessons learned aus dieser Session?

Einerseits steigen Komplexität und Dynamik in der Wirtschaft immer weiter an, so dass Selbstorganisation, cross-funktionale Teams und Netzwerke immer wichtiger werden. Diese erfordern neue Formen der Organisation, des Management sowie Werte und Prinzipien. Werte und Prinzipien bilden dabei die Grundlage für das entsprechende Vorgehen(smodell), welches sich in Praktiken manifestiert. Gleichzeitig werden durch Globalisierung, Migration, Gesetze und die neuen (agilen) Führungs- und Teammodelle auch das Anerkennen von Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Andres sein des Einzelnen immer entscheidender. Trotz der zunehmenden Eigenverantwortung von Teams für Kosten, Budgets und Aufgabenverteilung wird aber die Führungskraft nicht verschwinden, sondern sich zunehmend als Coach für das Team wiederfinden.

Entscheidend ein Satz für alle in Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen tätigen: „Methoden / Tools sind einfach, wesentlich ist die Beraterhaltung“ (Vortrag Dr. Winklhofer). Dieser Satz lässt sich auch verallgemeinern auf Führung insgesamt, denn die Haltung gegenüber den Menschen und dem Neuen macht’s.

Dem Cargo-Kult vorbeugen

Als die amerikanischen Soldaten ihre Stützpunkte auf den polynesischen Inseln verließen, fielen plötzlich keine Versorgungsfallschrime vom Himmel. Also beschlosssen die Ureinwohner die Amerikaner zu emulieren, in der Hoffnung, dass dadurch die begehrten Flugkörper zurückkommen. Sie schnitzen sich Funkgeräte und Kopfhörer, spielten Flugplatzbesatzungen nach und versuchten, sich wie Soldaten zu kleiden. Gebracht hat es nichts.
Genausowenig bringt es, Gerede um "Agile" zu erzeugen, ohne es eigentlich zu leben. George Mesesan - Evangelist von "Agile" bei MicroDoc - hat einen Querschnitt durch die Idee, die Wertesysteme und Kultur von Agile gegeben. Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt der Code. Falls nicht von Anfang an sauber und strukturiert gecodet wird, tritt zwangsläufig der "Broken Window"-Effekt ein: fängt man erstmal an, schlampig zu programmieren, beginnen die Nachlässigkeiten, sich durch den gesamten Quellcode zu schlängeln.
Daher muss die Devise stets heissen: Lesbarer Code, konsequentes Debuggen (auch wenn, bzw. gerade weil es eine unbeliebte Tätigkeit ist) und Übernahme von "ownership". Nur so kann man "Agile" nicht nur predigen, sondern auch tatsächlich leben.

Notizen zur Keynote "Open Source Processes - lessons for the industry"

Den Abschluss des Dienstags bildete die Keynote Open Source Processes - lessons for the industry von der Mike Milinkovich, Eclipse Foundation. Unsere Notizen hierzu:
  • Millionen von Entwickler nutzen Eclipse als IDE - gerae auch in großen Unternehmen 
  • Tausende Programme auf Basis von Eclipse (allein IBM soll >= 600 Programme auf Eclipse-Basis ausliefern) 
  • 1000 Entwickler arbeiten an Eclipse selbst 
  • Mitglieder finanzieren die Eclipse Foundation
  • Auslieferung großer Releases seit acht Jahren jedes Jahr taggenau 
  • Management geistigen Eigentums wird sehr gut durch Eclipse Foundation geregelt
  • Kein Product Manager für Eclipse
  • Open Source ermöglicht Open Innovation und Geschäftsmodelle
  • Lieferantenneutralität der Eclipse Foundation 
  • Geschäftsmodell: Eclipse ist der Rasierer, die Mitglieder bauen die Klingen und verkaufen diese 
  • AIRBUS A300 muss Software-seitig für 78 Jahre unterstützt werden (1972-2007 aktiver Verkauf, bis 2050 Support) --> Lösung Open Source! AIRBUS' Werkzeugkasten wird voraussichtlich der Eclipse Foundation als Projekt übergeben 
  • Qualitätskontrolle für neue Beitragende; Offenheit für das Andere oder Neue 
  • Modularisierung in Eclipse ist vollständig; auch durch die globale Entwicklungsgeschichte 
  • Governenace ist nicht Management; Eclipse Foundation governs 
  • Mehr Strukturen (Governance!) als viele kommerzielle Anbieter 
  • Nicht planen um zu "marschieren", sondern als Zieldefinition (muss, kann, soll) zur Selbstorganisation 
  • Pläne werden geschrieben und gepflegt durch die Programmierer 
  • Meilensteine (alle 6 Wochen) werden von der Community getestet 
  • Ständige Berichte über den Status der einzelnen Projekte 
  • Teams sind verteilt um den Globus bei über 60 Projekten in einem Release; manche Projektteams sind in einem Gebäude, andere Projekte sind geographisch ebenfalls verteilt.
  • Feature Requests werden abgestimmt innerhalb der Gemeinschaft sowie über Räte und Komitees.

Das Unternehmen erneuern

Die Erneuerung des Unternehmens war das übergreifende Thema am Dienstagnachmittag auf der Open Change-Konferenz.
 Den Auftakt machte Dr. Stefan Kaduk von der Musterbrecher Managementberatung. Muster zu brechen war auch der Gegenstand seiner Präsentation. Den Einstieg bildete ein Zitat von William James: „Viele Leute glauben, dass sie denken, wenn sie lediglich ihre Vorurteile neu ordnen.“ Davon ausgehend wurden in einem kleinen Experiment den Zuhörern 3 Zahlenreihen gezeigt (Bild) mit der Frage wo die Zahlen 15,16 und 17 einzuordnen sind. Die Lösung der korrekten Zuordnung lag nicht in den Zahlenwerten sondern der ästhetischen Form (spitz, rund, gemischt) -  keiner der Zuhörer hatte dies zunächst erkannt sondern ein Zahlenwertmuster gesucht. 

Im Hauptteil des Vortrags wurde das Konzept der emotionalen und persönlichen Bandbreiten von Menschen eingeführt. Diese Bandbreiten sind existent und Menschen bleiben innerhalb dieser von außen unveränderlichen Bänder, daher müssen diese Bandbreiten genutzt werden für Veränderungen. Aber nur 20% der Arbeitszeit von Managern werden für Arbeit am System Unternehmen verwendet, während der Rest im System gearbeitet wird. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass Komplexität nur selten wirklich eliminiert werden kann. Denn am Ende steht die Frage wo Komplexität liegen oder behandelt werden soll. Die notwendigen Veränderungen, auch des Führungsstil, sollte auf der Grundlage von Sozialkontrolle statt Systemkontrolle, Freiwilligkeit statt Fremdverpflichtung, Angstfreiheit statt Entwicklungsdruck und Fragen statt Antworten stehen. Hierzu sollten auch kontraintuitive Frage gestellt werden, wie: „Was kosten unsere Einsparungsprogramme? Wie viel Verschwendung brauchen wir, um erfolgreich zu sein?“ Zum Abschluss empfahl der Experte: „Experimentieren Sie mit ihren Mustern“, denn Veränderung muss auch von innen kommen durch einladen und ermutigen. Hierbei sollte jede Führungskraft an ihrer Haltung arbeiten.

Im Anschluss sprach Jürgen Geck über Geschäftsmodelle mit Open-Source und wie wichtig es wäre eine gemeinsame Datenaustauschplattform zu haben. Dabei geht er davon aus, dass Open Source passiert wenn Leute zusammen Dinge entwickeln und verbreiten – abgesehen von juristischen Definitionen. Gleichzeitig ist die Evolution in der IT von (Einzel-)Computern (PCs) über Services (mit Open Source im Web) hin zu den Menschen in einer vernetzten Welt (facebook, …). Erst mit den Menschen wurde dann die IT auch wirklich interessant auch für Nicht-Techniker. Aber eine entscheidende Frage bleibt: Was ist mit den Daten? Nur durch die Austauschbarkeit der Daten würde die Cloud wirklich für geschäftliche und private Nutzung abheben. Dabei schlug der Referent statt komplizierten XML-Formaten vor, einfache Formate zu nutzen, welche HTML als Container und damit das Web nutzen können.

Den Abschluss bildete Sebastian Oschatz von MESO Digital Interiors zur "Kreativität zwischen Technologie und Gestaltung". Er bezog sich auf die Schwierigkeit von Gestaltern und Informatikern miteinander zu reden. Insbesondere die „informierte Willkür“ der Gestalte kann für die Informatiker anstrengend sein.  Aber auch Programmierer können zu Gestaltern werden mit Hilfe der Sprache VVVV –einer visuellen Programmiersprache. Die Regeln und Ansätze dabei: Trust in graphics, have powerful modules, avoid clutter, don't stop the flow (program while the program is running), make errors exciting, Hierdurch wird ein schnelles Prototyping möglich, so dass für Designprozesse VVVV die gleichzeitige Erarbeitung von Werkzeugen und Werkstück ermöglicht.

Der interessante Spannungsbogen des Nachmittags wurde aktiv begleitet durch Diskussionen mit den Referenten. Vor dem Hintergrund einer positiven Veränderung ist das Aufbrechen von Mustern wichtig und kann durch die entsprechenden Werkzeuge unterstützt werden. Wichtige Erkenntnis ist auch, dass Werkzeugauswahl in der IT momentan noch durch die mangelnde Datentransferierbarkeit eingeschränkt ist.

Social Software - Silver Bullet oder silberne Bulette?

Ob wir Nachrichten von Massendemos auf dem Tahrir-Platz in Kairo verfolgen oder eine besonders gute Kaufentscheidung im Elektromarkt treffen, in beiden Fällen sind Netzcommunities der Verursacher des Phänomens. Nie zuvor konnte man so mit wenig Aufwand so viele Menschen erreichen und noch nie war es so einfach, eine solch grosse Anzahl von Meinungen einzuholen.
Und bereits da zeigt sich der erste "Make-it-or-break-it"-Punkt der Netzcommunities: Was muss ich tun, um meine Message effektiv an viele Menschen weiterzugeben? Wie hole ich mir qualifizierte Meinungen ein? Wie gestalte ich die Kommunikation zwischen "mir" und "denen"?
Professor Hafner von der Hochschule Luzern hat in einem fesselnden Vortrag nicht nur viele interessante Fakten, Zahlen und Statistiken genannt, sondern auch an konkreten Cases aus der Firmenwelt gezeigt, wie Crowdsourcing in verschiedenen "Biosphären" funktioniert - von der Firma, die sich via Internet Produktideen bei ihren Kunden holt, hin zu Modellen weltweiter Kollaboration innerhalb des Betriebs. Hierbei entstehen interessante Eigendynamiken, für deren Steuerungen man stellenweise erst noch Prozesse und Platformen entwickeln muss - gewissermaßen eine Operation am offenen Herzen der Community.

Dienstag, 12. Juli 2011

Agilität in der Praxis

Was auf dem Papier sehr verlockend aussieht, ist im "echten" Leben oft ganz anders. Die Referenten im "Agility"-Track konnten zahlreiche Fallbeispiele und alltagsgeprüfte Tips zum agilen Coden präsentieren und zeigten, dass beim Thema "Scrum" Theorie und Praxis nahe beinander liegen können, wenn man sich ernsthaft und mit den richtigen Erwartungen auf dies Entwicklungsmethode einlässt. Selbstorganisation, hohe Transparenz, Bereitschaft für Änderung sind nur einige der Punkte, die die Firmenkultur direkt beeinflussen. Auch muss klar sein, dass "Scrum" kein Selbstläufer ist, sondern viel Hingabe und Disziplin von jedem Einzelnen erfordert. Andererseits können durch "Scrum" Entwicklungszyklen effektiver und schneller gestaltet werden - was widerrum die Moral und Zufriedenheit der einzelnen Teammitglieder steigert.

Software im Browser entwickeln

Software im Browser entwickeln erscheint als verlockendes Konzept. Mike Milinkovich von der Eclipse Foundation stellte hierzu das Projekt Orion vor (Beitrag hier im Blog dazu). Er führte live vor wie reaktiv und schnell das in JavaScript geschriebene Nutzerinterface auch bei großen Codedateien bleibt - im Beispiel eine JavaScript-Datei mit über 35.000 Lines of Code. Durch die Nutzung von Git als Repository ist bereits jetzt Zusammenarbeit wie bisher möglich. In der Zukunft sollen Plugins aber auch die Stärke Vernetzung über Social Software direkt aus Orion heraus ermöglichen. Auch wenn Orion auf den ersten Anblick nicht revolutionär erscheint, so ist es doch die erste IDE, welche Webparadigmen einhält (bspw. Nutzung von Browsertabs statt eigener Fenstreemulation im Browserfenster) und gleichzeitig performant im Browser läuft. Im Anschluss an den Vortrag wurde noch kontrovers über die Auswirkungen der anstehenden Veröffentlichung diskutiert.

Modelle zur Softwareentwicklung in Eclipse

Modelle und Dynamik waren das Oberthema der ersten Eclipsen Session heute in Stuttgart. Drei hochkarätige Vorträge näherten sich dem modellbasierten Entwickeln auf Basis der Eclipse Plattform. Den Auftakt übernahm Henrik Rentz-Reichert mit "eTrice: Model basierte Entwicklung von Echtzeitanwendungen". Er stellte eine Implementierung von ROOM (spezielle Sprache für Echtzeit), sowie den zugehörigen graphischen und textuellen Editors vor. In der Live-Demonstration zeigte das, momentan in der Incubation Phase stehende, Eclipse-Projekt sein Potenzial. Danach referierte Christian Saad von der Universität Augsburg zur "Analyse und Test von dynamischen Modellen". Er stellte das Eclipse-basierte Model Analysis Framework vor. Diese integrierte Lösung erlaubt Software anhand von Modellen ihres Datenflusses zu testen und zu verifizieren. Das Projekt wird momentan in Forschungs- und Industrieprojekten aktiv vorangetrieben. Den Abschluss bildete Dr. Christian Pfaller vom FORTISS, einem An-Institut der TU München, mit "AutoFOCUS - Entwicklungsumgebung für Embedded Systems". Ausgehend von der Feststellung, dass das Potenzial der modellbasierten Entwicklung nicht ausgeschöpft ist, wird auf Basis einer fundierten Semantik eine Simulationsumgebung bereitgestellt. Technische Gundlage ist die Eclipse-Plattform und am einem Beispiel aus der Automobilbranche wurde gezeigt wie das Deployment von Funktionen auf einzelne Komponenten an einem CAN-Bis erfolgte. Alle drei Vorträge zeigten nicht nur das Potenzial der modellbasierten Softwareentwicklung, sondern auch die Vielfalt des Eclipse-Ökosystem.

Andere Communities, andere Sitten

Im Track "Experience with Communities" haben Vertreter verschiedener Industrien Kollaborationen in ihren "Ökosystemen" vorgestellt. In der Versicherungsbranche zum Beispiel führten ungleich verteilte Ressourcen und divergierende Incentives zwischen Makler und Versicherungsunternehmen dazu, dass Versicherungsmakler de facto immer mehr zu Versicherungsvertretern wurden. Das auf Open Source und Kollaboration beruhende Prometheus-Projekt soll - entgegen Widerständen innerhalb der Industrie - abhilfe schaffen und einheitliche Interfaces für den Datenverkehr zwischen Makler und Versicherungsunternehmen ermöglichen und damit Mehrwert für den Kunden schaffen, indem ein Makler leichter mit mehr als einigen wenigen Versicherungsunternehmen kooperieren kann.
Anders sieht es aus im Automotive- und Luftfahrtsektor. Dort hat der Aufbau einer Community aus verschiedenen Stakeholdern integrativen Charakter gehabt und zu Synergien zwischen Akademie&Forschung, Industrie und freien Entwicklern geführt. Gerade im sicherheitskritischen Bereich wie etwa dem Systemsupport von Bordsoftware ist "Open Source" eine Art Zauberwort, das es ermöglicht, Support und Systempflege auch über Jahrzehnte hinweg gewährleisten zu können.

Keynote "Führung leben"

Über die positive Gestaltung von Veränderungen durch das Vorleben guter Führung referierte Dr . Willibert Schleuter in der Auftakt-Keynote. Der ehemalige Leiter der Elektrik/Elektronik-Entwicklung (EE) bei Audi in Ingolstadt betonte wie wichtig es ist die Menschen bei Veränderungen mitzunehmen, um so Verbesserungen langfristig und nachhaltig umzusetzen. Die Basis hierfür ist die Dinge richtig (Effizienz) und die richtigen Dinge (Effektivität) zu tun. Darauf aufbauend sollte Energie stehen - Dinge mit Begeisterung zu tun. Wie das geht? Über ambitionierte aber realistische Ziele. So wurde 1997 für den Bereich Entwicklung Elektronik die Vision "Das weltweite einfachste Bediensystem schaffen" als Startpunkt für Audis Aufholjagd gegenüber den anderen deutschen Premiummarken gesetzt. Vor dem Hintergrund der bis dahin meist zugelieferten Bedienkonzepte ein ambitioniertes Ziel. Acht Jahre später wurde die Vision 2005 für Audi Elektronik, alle die bei Audi mit Elektronik zutun haben, geschaffen: Komptenz erfahren - mit allen Sinnen. Doppeldeutig und doch eindeutig zielgerichtet.

Immer wieder zeigte Dr. Schleuter welche "Kniffe" Veränderungen zum erfolgreiche Abschluss zu bringen. Audis Erfolg in den letzten Jahren unterstrichen seine Ausführungen: Fehlerraten um mehr als 80% gesenkt und dabei 60% der entsprechenden Kosten für Wartung gespart. Wichtig dabei "nicht auf die Titel sondern auf die Menschen kommt es an". So wurde der Werkstattmannschaft auch das gewonnene Goldene Lenkrad 2004 für den Audi A4 überreicht. Dies ist gerade wichtig vor dem Hintergrund, dass Konflike im Unternehmen zu 25% mit Vorgesetztem, zu 63% mit anderen Abteilungen und nur zu 12% im Team auftreten. Prägnant: der "Die da"-Effekt. Diesen zu überkommen geht nur mit Offenheit und Austausch.

So können Spitzenprodukte aus den Faktoren Mitarbeitern und Prozesse/Rahmenbedingungen entstehen. Denn am Ende zählt das Produkt für den Kunden. Die notwendige Zusammenarbeit im Unternehmen wurde griffig zusammengefasst: "Wer alleine arbeitet addiert, wer im Netzwerk arbeitet multiplizieimpliziere Aufforderung ließen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht zweimal sagen und es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit dem Referenten.

Auf die Plätze, fertig, Change!

Es ist Dienstag Morgen im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Die Teilnehmer des Open Forum kommen an und beginnen direkt beim morgendlichen Kaffee interessante Diskussionen über die positive Gestaltung von Veränderung. Heute warten über 15 Vorträge und Keynotes darauf gehört und diskutiert zu werden

Montag, 11. Juli 2011

Changing IT

Veränderungsprozesse  in Unternehmen sind selten von Anfang an beliebt. Grob gesagt steht nur jeder zwangiste Mitarbeiter am Anfang hinter den Veränderungen. Die anderen sind skeptisch, bremsen oder leisten gar Widerstand. Daher ist es wichtig für die Akzeptanz von Veränderungen eine kritische Masse, häufig genannt wird ein Unterstützeranteil von 20%, zu erreichen.

Diskutieren Sie mit Dr. Wiklhofer über seine Methoden, Erfahrungen und Tipps zu Veränderungen - entweder live am 13. Juli um 10:30 Uhr in Stuttgart, oder hier im Konferenzblog.

Open-Source - (ge)testet und gut

Test sind ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste, Baustein bei der Qualitätskontrolle von Software. Aber Testen ist nicht gleich Testen. Nur ein geplantes, gezieltes und wiederholbares Vorgehen kann zum Erfolg führen. Geplant, damit klar ist was getestet werden soll. Gezielt auch genau dies zu tun. Wiederholbar damit sich bei neuen Programmversionen keine, vorher nicht vorhandene, Fehler einschleichen. Aus diesem Grund werden Test-Werkzeuge ein immer wichtiges Werkzeug für die menschlichen Tester. Bei der Werkzeugauswahl müssen dann Usability, Performance, Testprozess und Methode passen. Last but not least sollte auch die Road Map des Tools zum geplanten Projekt- und Entwicklungsverlaufen passen.

Predag Skokovic wird in seinem Vortrag über die Vorteile von Open-Source-Lösungen berichten - gerade wenn es um das Bauen applikations-spezifischer Testwerkzeuge geht. Der Test Manager von execom geht insbesondere auf die Verwendung des TestNG2 zusammen TestLink eingehen. Testen und diskutieren Sie  mit - entweder live am 13. Juli um 15 Uhr in Stuttgart, oder hier im Konferenzblog.

Teilen, ohne zu herrschen (?)

"Wikinomics" - vor drei Jahren noch Buzzword par excellence, heute ein Modell das längst mit Leben gefüllt ist.

Die dahinterstehende Semantik mag noch längst kein abgestecktes Siedlerland sein, doch "Peer Pioneers", "Ideagoras" und "Prosumers" sind mittlerweile Begriffe, mit denen man kokret was anfangen kann.

Doch wie sieht es aus mit dem Unterbau, der Wikinomics erst zum Leben erweckt, jener "new frontier" von der es einerseits kein zurück mehr geben kann, die andererseits aber greifbar gemacht werden muss, will man sie bewusst steuern: Welche Werte werden bei Wikinomics-bezogener Arbeit gelebt, bzw. unter welchen Bedingungen und Wertvorstellungen kann man überhaupt erst von Wikinomics reden? Wie kompatibel ist Wikinomics mit dem Alltag einer Firma? Und wie wirken sich die dabei entstehenden Dynamiken auf den Betrieb als Ganzes aus? Und überhaupt: Was sagt der Markt? ;-)

Harald Hönninger von Bosch wird uns von seinen Erfahrungen berichten und nicht nur unseren Blick für neu entstehende Geschäftsmodelle schärfen, sondern auch unseren Vorstellungen von kulturellen Transformationen innerhalb einer Organisation neue Impulse geben.

Diskutieren Sie mit uns, wenn wir versuchen, grundsätzlichen und nachhaltigen Veränderungsprozessen und ihren Auswirkungen auf unser Weltbild auf die Spur zu kommen - entweder am 12./13. Juli inStuttgart, oder hier im Konferenzblog.

Sonntag, 10. Juli 2011

KANBAN - The Next Big Thing!?!

Alle drei Jahre treibt die IT-Community ein neuer Trend um. 10 Jahre nach dem agilen Manifest wurde nach der nächsten Hype-Welle in der Arbeitsorganisation gesucht: Es wird wohl KANBAN werden. Das übliche Argument, KANBAN wäre eine restriktive Methode aus der Automobilproduktion, wird von David Anderson in seinem wegweisenden Buch “Kanban” als erstes angesprochen. Aus der Produktion wurde die Zielgröße der Arbeitssteuerung übernommen – der Work in Progress bzw. die Menge der angefangenen Arbeit.

Unser Vortragsredner Roland Lehle hat sich auf die Suche nach einem Prinzip gemacht, das viele verschiedene Phänomene erklären kann. Er hat für sich den Flow entdeckt. Auf der persönlichen Ebene wird der Flow State von Csikszentmihalyi als das völlige Aufgehen in eine Beschäftigung beschrieben, die Höchstleistungen erzeugt und glücklich macht. Auf der organisatorischen Ebene kennen wir Workflows und Cashflows. KANBAN optimiert den Flow in der Umsetzung von Change Requests.

Entsprechend parallelen Trends wie dem Enterprise 2.0 verspricht KANBAN Benefits auf persönlicher und organisatorischer Ebene. Das ist der eigentliche Fortschritt gegenüber Scrum. In den agilen Welt wird vom business value ausgegangen, KANBAN optimiert als erstes die individuelle Arbeitsbelastung. Der Prozess wird nicht im Hinblick auf einen anderen Prozess (z.B. Häufige Lieferungen) optimiert, sondern auf sich selbst. Daher ist der Ansatz viel breiter und skalierbarer. Die Begründung für diese “kontraintuitiven” Thesen besprechen Sie am Besten mit Roland Lehle beim Get Together am Dienstagabend in Stuttgart auf unserer jährlichen Konferenz.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Von Philosophen und Prozessen

"Wir müssen etwas ändern." - wer von uns kennt den Satz nicht? Meistens ändern wir was, wenn "es" nicht läuft. Aber was sind die Mechanismen von Veränderung? Und woher kommen sie?
Ausgehend von Veränderungsprozessen in IT-Projekten wagt Roman Mildner (United Mentors) den Versuch und spannt den Bogen zu den zwei vielleicht wichtigsten Philosophien der frühen Neuzeit: Empirismus und Rationalismus.
Natürlich werden beim Coden weder Cartesius Meditationen noch Lockes Essays zu Rate gezogen, aber die heutigen Projektmanagement-Ansätze und Problemstellungen folgen in verblüffender Weise empiristischen bzw. rationalistischen Strukturen. Entsprechend sensibel können Entwicklerteams und ihre Mitglieder reagieren, wenn sie fühlen, dass Problemstellung, Lösungsansatz und persönliche Vorlieben in Widerspruch stehen.
Roman Mildner zeigt in seinem Vortrag wie jeder einzelne Teilprozess seine eigene "DNA" hat. Durch die richtige Mischung der Lösungsansätze (rationalistisch vs. empiristisch) und Akteure stellt er Strategien zur effektiveren Durchführung von Projekten vor.

Diskutieren Sie mit uns, streiten Sie mit uns und helfen Sie uns, Beweggründe und Auswirkungen von Veränderung zu finden - bei der Konferenz "Softwarekompetenz für die Zukunft" am 12./13. Juli in Stuttgart

Dienstag, 5. Juli 2011

Software Development in the sky

Die Cloud ist in aller Munde. Immer mehr Dienste kommen aus der Cloud, werden in diese verlagert oder basieren auf Cloud-Technologien. Letzteres ermöglicht die so wichtige Nutzung der Möglichkeiten der Cloud für sensible Daten. Aber bisher wurde die Software für die Cloud - wo geschrieben? Außerhalb der Cloud. Traditionell auf einzelnen verstreuten Rechnern, synchronisiert über Versionskontrollsysteme und doch oft genug ohne wirkliches Backup. Durch das neue Projekt Orion der Eclipse Foundation wird die Softwareentwicklung selbst jetzt in die Cloud geholt. Der einzelne Entwickler (oder Entwicklerin) brauchen den Browser nicht mehr zu verlassen, um Software zu schreiben, die im Browser läuft. Der Entwicklungsprozess kann so (endlich) losgelöst von einzeln installierten und eingerichteten Werkzeugen auf dem lokalen Entwicklungsrechner vorangetrieben werden. Gleichzeitig wird die Kollaboration zwischen den Entwicklern und mit den späteren Anwendern erheblich verschlankt und beschleunigt. Experten gehen davon aus, dass die damit verbundenen Produktivitätsverbesserungen Raum schaffen für neue, kreative Lösungen mit und für den Menschen.

Die Rolle des Menschen und die neusten Entwicklungen im Eclipse-Umfeld sind auch Gegenstand der unserer Jahreskonferenz Software Kompetenz für die Zukunft - Die neuen Rollen des Menschen und der Technologie am 12. und 13. Juli in Stuttgart.

Konferenz: http://conference2011.open-change-community.org/home
Eclipse Orion: http://wiki.eclipse.org/Orion